Die verlassene Psychiatrie
Am Ostermontag starten wir in den neuen Monat mit einem Lost Place. Eine Reise in die Vergangenheit, die ihren Anfang in den 1930er Jahren hat.
Die ältesten Gebäude stammen noch vom ehemaligen Fliegerhorst aus der NS-Zeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gelände von den amerikanischen Besatzungsmächten 1946-1947 zur Unterbringung von ca. 800 jüdischen Waisenkindern genutzt. 1947 sollten die Kinder mit einem Schiff nach Palästina gebracht werden, das Anlegen in Haifa wurde jedoch von den Briten nicht zugelassen. Das Schiff wurde nach Zypern geleitet, wo die Kinder in ein Lager kamen. Erst 1948, nach der Staatsgründung von Israel kamen die Waisenkinder doch noch nach Israel.
Außer den jüdischen Waisen waren noch weitere ca. 1000 „displaced persons“ hier untergebracht. Dabei handelte es sich zum einen um Zwangsarbeiter und Kollaborateuren aus Osteuropa, aber auch Wehrmachtsangehörige aus der Ukraine und den baltischen Staaten. Diese sollten nach alliierten Plänen innerhalb eines Jahres in ihre Heimatstaaten rückgesiedelt werden, was jedoch zu Selbstverstümmelungen und Suiziden führte, aus Angst vor Repressalien im Machtbereich der Sowjetunion. Zwangsrückführungen wurden danach kaum noch durchgeführt.
Ab 1950 wurde das Gelände als Altenheim für Ukrainer und andere Osteuropäer genutzt. Aus dieser Zeit stammt der Denkmalgeschütze Friedhof mit seinen orthodoxen Grabmälern.
Später wurde die Anlage dann mehrfach um weitere Gebäude erweitert und zum allgemeinen Altenheim ausgebaut.
Nachdem nun das Altenheim vor ein paar Jahren bereits geschlossen wurde, plant die Stadt die Entwicklung eines neuen Wohnquartiers. Architektenwettbewerbe hierzu laufen bereits. Die Einwohnerzahl des Ortes soll sich dadurch um ca. 30% erhöhen.
Die Psychiatrie hat zwar keine Original Altbestände an Möbeln o.ä., doch die Entdeckungstour ist wie immer das Spannende.