Fuego del Norte Unterwegs

Thüringen, Sachsen und Tschechei

Kanonen - sie schießen mit Kanonen. Morgens um zehn an Fronleichnam. Von einer Festung hoch über der Stadt abgefeuert, hallen die Schüsse durchs Tal. Kurz darauf Glockengeläut. Gleich kommt die Prozession. Fahnen, Pauken, Trompeten. Zuvorderst der Priester, die Monstranz in den Händen, unter einem Baldachin über Blumenteppiche schreitend. Kawummm! Wieder eine donnernde Salve vom ehemaligen Bischofssitz. Hinterm Pfarrer Uniformierte: die Feuerwehr, das Militär, gefolgt vom gemeinen Volk in Dirndln, Lederhosen und Haferlschuhen. Wir sind in Franken. Genauer in Bayreuth. Gleich nebenan liegt Thüringen. Auch dort wird geschossen. Warum? Weiß keiner so genau. „Is a wurscht, mir schiaß´n halt!“ Ach so. Es wird vermutlich nicht der einzige seltsame Brauch auf dieser Reise bleiben. 

Gruselig wurde es auf unserer Tour durch Thüringen, Sachsen und Tschechien.

Das Horrorkinderheim. Eine Spezialanstalt für schwer erziehbare Kinder. Das verlassene Spezialkinderheim Bräunsdorf.

In der DDR gab es mehr als 70 Spezialkinderheime in der die Jugendlichen zu regiekonformen „sozialistischen Persönlichkeiten“ (um)erzogen werden sollten.

Ein Waisenhaus aus dem Jahr 1842. In den 1930er-Jahren stand unter den Nazis die Umwandlung zu einer Korrekturanstalt für „asoziale“ Erwachsene an. Damit begann gleichzeitig die dunkle Vergangenheit des Standorts. Das ehemalige Kinderheim macht schon von außen einen abschreckenden Eindruck. Was allerdings zu DDR-Zeiten bei der Umerziehung von „schwierigen“ Kindern im Geiste des Sozialismus in diesem Gebäude passierte, ist noch viel erschreckender!

Zu DDR-Zeiten diente das Gebäude als Jugendwerkhof, später als Spezialkinderheim. In dieses kamen Jungs und Mädchen im Alter von 14 bis 18 Jahren, die laut DDR als schwererziehbar galten.

Schwererziehbar - das war zu DDR-Zeiten auch jemand, der die sozialistische Ideologie des Regimes nicht teilte und dies öffentlich machte.

Aus Erzählungen von Kindern, die in dieser Zeit drinnen waren, sind die Bilder grausame Realität. Kinder die einnässten oder Ungehorsam waren, kamen in den dunklen Keller. Dort herrschte im wahrsten Sinne Zucht und Ordnung. Man mag sich nicht vorstellen, wie die Kinder dort gelitten haben und was dort, hinter verschlossenen Türen, stattgefunden hat. 

Über 150 Jahre lang prägte das Kinderheim die Ortsgeschichte. Seit 1989 steht es leer - verrottet von Jahr zu Jahr.


 

Der Böhmerwald in Tschechien ist Wildnis mitten in Europa. Hier gibt es noch Urwälder und unberührte Hochmoore. Der Sommer im letzten Jahr war sehr trocken und heiß und der Borkenkäfer ist besonders in Nordmähren über die Fichtenbestände hergefallen und die Bäume sterben großflächig ab.

Wir fahren durch das böhmische Hinterland, leerstehende, verwilderte Gebäude. Man sieht kaum Autos und Menschen auf der Straße.

Man fährt einige Zeit, bevor man das kleine Dörfchen Lukovà erreicht. 

Die Geisterkirche von Luková. Auch genannt als die Kirche der verlorenen Seelen.

Die Bänke sind von gesichtslosen Gestalten besetzt. Die Figuren stellen die Geister der Sudetendeutschen dar, die vor dem Zweiten Weltkrieg in Luková lebten, die bei Kriegsende aus Böhmen vertrieben wurden und jeden Sonntag zum Beten in diese Kirche kamen. Erbaut wurde die St. Georg-Kirche im Jahr 1352 im damaligen Böhmen. Im Jahr 1968 stürzte während einer Beerdigung das Dach ein. Die Bewohner von Luková erkannten darin ein schlechtes Omen, einen Fluch, und zogen es fortan vor, die Messen außerhalb der Kirche abzuhalten. Seitdem rottete das Gotteshaus vor sich hin, war außen und innen beschädigt.

Eine interessante Geschichte um diese Kirche. Man hat das Gefühl wenn die Türen wieder zu sind, die Geister umherspuken.

Noch heute zeugen die alten Gräber neben der Kirche von ihnen, geben den gespenstischen Figuren auf den Kirchenbänken Gesichter.

Die Kirche ist von März bis Ende Oktober Samstags von 13 bis 16 Uhr geöffnet. An Feiertagen geschlossen. Die Kirche finanziert sich durch Spenden.


 

Guten Morgen, wir sind heute so in den Tag gestartet. Wir lieben die Lebensfreude von Goya.